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Kapverdische Inseln
:
Vergessen im Atlantik

Die abgelegenen Kapverden locken mit dem Charme der Kanaren von vor 30 Jahren.
Vor allem die nördlichen Inseln Santo Antão und São Vicente begeistern Abenteuerlustige.

„Krass“, entfährt es einer Senio­rin beim Blick über die Reling der „Vasco da Gama“, während das Kreuzfahrtschiff vorsichtig in den Hafen von Mindelo auf der Kapverden-Insel São Vicente manö­vriert. Etwas erschrocken über sich selbst, dreht sich die Dame um und bittet mit den Augen bei Umstehenden um Zustimmung. „Stimmt doch?“, sagt sie jetzt etwas vorsichtiger. Ja, es stimmt: Gleich nördlich der Mole erstreckt sich der gleißend helle Laginha-­Beach. Und der Atlantik davor ist selbst bei bewölktem Himmel derart unverschämt helltürkis, dass man diese Farbe durchaus „krass“ finden kann. Auch in älteren Semestern.

An den Küsten der Kapverdischen Inseln gibt es etliche Strände, die es mit Klassikern in der Karibik oder in Kalifornien locker aufnehmen können. Der berühmteste auf der Insel Boavista heißt etwas dreist Santa Monica Beach nach dem Vorbild südlich von Los Angeles. Manche Küstenabschnitte eignen sich wegen der starken Brandung nur zum Kitesurfen, andere aber bilden wunderbar geschützte Badebuchten. Und die Tauchgründe gelten als exquisit. Überlaufen ist es noch nirgends. Auch wenn der Touristik-Riese Tui die Sand­inseln Sal und Boa Vista ganz im Osten sowie Santiago mit der Hauptstadt Praia gerade entwickelt, liegen besonders die nördlichen Inseln São Vicente und Santo Antão noch ziemlich weit weg vom Weltgeschehen.

Das merkt besonders, wer mit dem Kreuzfahrtschiff anreist. Zwei bis drei Tage über den bewegten Atlantik dauert die Reise von Gran Canaria südwärts über den Wendekreis des Krebses, bis endlich die Spitzen von Santo Antão über dem Horizont auftauchen. Alle zehn bewohnten Inseln sind vulkanisch, wie ein nach Westen gekipptes U im Meer verteilt und liegen fast 600 Kilometer vom nächsten Festland im Senegal entfernt. Ziemlich weit weg also.



 Der ehemalige Gouverneurspalast an der Rua Lisboa wird heute als Museum genutzt.


Der ehemalige Gouverneurspalast an der Rua Lisboa wird heute als Museum genutzt.
Foto: Martin Wein

Trotzdem kann man bei Inselrunden gefühlt eine kleine Weltreise unternehmen. Sie beginnt im quirligen Mindelo, der zweitgrößten Stadt des Mini-Staates, mit portugiesischer Kolonialarchitektur in Bonbonfarben. Im 19. Jahrhundert wurde der Naturhafen reich als Zwischenstopp für Dampfer zum Nachladen von Kohlen bei der Atlantik-Überquerung. Der alte Gouverneurspalast hinter blühenden Sträuchern ist weiß-rosa getüncht. Neben den Fischmarkt hat man den Turm von Belem in Lissabon kopiert, kleiner zwar, aber mit großartigem Panorama auf die Stadt.

Mit einem Kleinbus geht es anschließend raus aus der Stadt. Viele Kurven führen steil auf den Monte Verde. 1500 Meter hoch sei der Tafelberg, sagt der Busfahrer. Der Höhenmesser zeigt knapp die Hälfte – und grün ist auf dem Schlackenkegel auch fast nichts. Karg wie eine Mondlandschaft in der Atacamawüste oder der Namib wirken die umliegenden Kiestäler vor den schroffen Flanken der südlichen Topa de Caixa.

Am nächsten Morgen steuert die schwankende Autofähre „Chiquinho“ die Nachbarinsel Santo Antão an. Als Wand aus Fels ragt die aus dem Meer. Wer vom Fährhafen Porto Novo mit dem Jeep auf die Nordseite fahren möchte, der sollte nicht zu viel frühstücken und auf jeden Fall einen Insulaner als Fahrer anheuern. Wie eine Fernstraße im römischen Reich schraubt sich die aus Bimssteinbrocken sorgsam gepflasterte Fahrbahn meist einspurig steil in die Berge hinauf.

An einer Kurve führt eine Staubpiste durch einen verschlungenen Canyon aus Basaltsäulen direkt an den schwarzen Lavastrand. Jetzt fühlt man sich wie auf Island, nicht gerade in den Tropen. Auf der mühsamen Weiterfahrt über endlos wie unpassierbar scheinende Fahrspuren geizt Santo Antão nicht mit weiteren Panoramen. Auf der Ostseite dann ein ganz anderes Bild. Hier zapfen die Bergspitzen unablässig die Passatwolken an und lassen das Valle de Paul ergrünen wie ein Hochgebirgstal im Himalaya. Wer Wanderschuhe im Gepäck hat, der kann zu spektakulären Touren aufbrechen.

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