Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antwortet Thomas Bernik, Gründer von rebike1, einem Marktplatz für den Verkauf von gebrauchten E-Bikes.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Im Idealfall habe ich bereits am Vorabend meine E-Mails abgearbeitet, so dass mein Tag üblicherweise damit beginnt, dass ich mir zunächst einen Überblick über die am aktuellen Tag anstehenden To-Dos, Termine und Meetings verschaffe und diese anschließend priorisiere. Zudem schaue ich mir sämtliche aktuellen Verkaufs-, Verleih- und Abo-Zahlen unserer Angebote rebike.de und ebike-abo.de sowie Refurbishment-Daten vom Vortag an.

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Am besten abschalten kann ich tatsächlich durch Sport. Jede*r Gründer*in wird allerdings wissen, dass leider nur selten Zeit dafür bleibt. Dennoch versuche ich, zumindest so oft es geht, am Ende eines langen Arbeitstages noch eine Runde zu joggen oder zu schwimmen. Das hilft mir sehr dabei, den Kopf frei zu bekommen. Und wenn tatsächlich mal etwas mehr Zeit verfügbar ist, liebe ich es, am Abend noch eine entspannte Runde Golf zu spielen. Das schaffe ich aber derzeit leider nur sehr selten. Als dreifacher Familienvater komme ich aber auch schnell auf andere Gedanken, wenn ich am Abend Zeit (quality time) mit der Familie verbringe.

Was über das Gründer-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Wahrscheinlich, dass es schwierig ist, generell richtig abzuschalten und dass Urlaube und die Familie leider fast immer zu kurz kommen. Außerdem, wie enorm wichtig es ist, den/die richtige*n Mitgründer*in sowie das richtige Team an Bord zu haben. Gerne hätte ich auch noch mehr technischen Background gehabt – beispielsweise um ein MVP – Minimum Viable Product –  schneller aufzuziehen oder um in der Lage zu sein, auch mal Developer selbst mit dem notwendigen Hintergrundwissen zu “challengen”.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Bei allen fünf Unternehmensgründungen, die ich bislang getätigt habe, war eine der größten Herausforderungen, genügend Startkapital zur Verfügung zu haben und vor allem die “Seedrunde” erfolgreich abzuschließen. Wie bereits  erwähnt, ist es meines Erachtens extrem wichtig, den oder die richtige*n Co-Gründer*in an der Seite zu haben und die ersten, zum Unternehmen passenden, Mitarbeiter*innen zu finden. Bei Rebike konnte ich Sven Erger als Co-Gründer gewinnen – wir passen perfekt zusammen, da wir ganz unterschiedliche Kenntnisse und Erfahrungen mitbringen.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
In der Vergangenheit habe ich schon mal zu lange an einem Projekt festgehalten, obwohl ich schon in der MVP-Phase die Befürchtung hatte, dass es am Ende nicht ausreichend skalieren wird. Man sollte also schneller den Stecker ziehen – auch wenn es weh tut. Das spart wertvolle Zeit, Kraft und Geld. Wenn jedoch etwas gut funktioniert, sollte man keine Zeit verlieren, sondern Vollgas geben und das Momentum nutzen. Dabei gilt es vor allem, sich auf den Vertrieb zu fokussieren und – wenn nicht vorhanden – sollte man stets Profis einstellen. Ein weiteres, wichtiges Learning: Exit-Opportunitäten sollte man stets genau evaluieren und dann, wenn man sich dafür entscheidet, schnell umsetzen. Bei einem Exit kann immer noch eine Menge schief gehen. Einmal platzte – nach sechs Monaten intensiver Vorarbeit – ein Notartermin nur eine Woche vor dem angestrebten Exit.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Bei Rebike setzen wir auf verschiedene Kanäle. Zum einen ganz klassisch über Online-Stellenanzeigen. Zum anderen sprechen wir geeignete Kandidaten direkt an, beispielsweise über unsere eigenen Netzwerke oder über LinkedIn. In seltenen Fällen nutzen wir auch Headhunter.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer?
Aufgrund meiner Erfahrung aus inzwischen fünf Unternehmensgründungen mit operativen Geschäften und Beteiligungen an circa zehn Startups, möchte ich gerne folgende Tippsweitergeben.
Erstens: Man kann gar nicht früh genug damit beginnen, sich ein Netzwerk an Investor*innen, Business Angels und potentiellen Partner*innen oder Mitarbeiter*innen zu schaffen. Zweitens:  Auch wenn es – unvermeidbaren – Gegenwind oder Rückschläge gibt – die man im übrigen immer antizipieren muss – sollte man immer an der Grund-Idee festhalten. Dabei muss man natürlich flexibel bleiben und gegebenenfalls schnell Anpassungen vornehmen. Drittens: Das Thema “Finanzen” muss sitzen. Im Idealfall ist einer der Gründer maßgeblich dafür verantwortlich und übernimmt den CFO-Posten. Viertens: Es gilt, den Sales-Bereich frühzeitig professionell aufzusetzen. Die Verantwortung dafür sollte idealerweise bei einem Gründer bzw. dem CEO liegen. Soweit nicht vorhanden: Top-Personal anstellen. Fünftens: Es ist immer ratsam, frühzeitig namhafte Kund*innen als Referenzen zu gewinnen, mit diesen vertrauensvoll zusammenzuarbeiten und gleichzeitig verschiedene Vertriebskanäle und die Wachstumsstory aufzubauen.

Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Bei Rebike nutzen wir – sicher auch aufgrund der Microsoft-Vergangenheit meines Mitgründers Sven Erger – viele Microsoft-Dienste. Besonders hervorheben möchte ich dabei unser Dashboard und unser eigens entwickeltes ERP-System. Und auch Microsoft-Teams hat sich gerade in der jüngsten Zeit als hervorragendes Video-Konferenzsystem etabliert.

Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Rebike ist noch ein junges Unternehmen, das sich erfreulicherweise sehr erfolgreich entwickelt. Daher ist die Stimmung bei uns prinzipiell sehr gut. Wir als Gründer sind immer ansprechbar und haben ein offenes Ohr für Wünsche, Sorgen und Anregungen unseres Teams. Ich hoffe, dass wir durch unsere offene Art eine positive Grundstimmung erzeugen können. Darüber hinaus übergeben wir zügig Verantwortung an die Mitarbeiter*innen und lassen sie mit ihren Aufgaben wachsen. Und obwohl es sich nach einer Binsenweisheit anhört: Es ist immer wichtig, dass man Erfolge teilt und diese auch gebührend feiert.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Die bislang intensivste Zeit war vermutlich Anfang 2010. Damals gab es einen regelrechten Hype durch den Erfolg und die großen Funding-Runden von Groupon in den USA. Zusammen mit ein paar anderen Gründern hatte ich cooledeals in München aus der Taufe gehoben – ein Portal mit einem täglich wechselnden Live-Shopping-Angebot für die größten Städte in Deutschland. Wir standen im Wettbewerb mit Dailydeal und Citydeal aus Berlin und haben quasi Tag und Nacht neue Deals akquiriert und über die Plattform verkauft. Gleichzeitig galt es, die Finanzierung zu sichern und jede Menge Leute einzustellen. 2011 wurde Cooledeals dann von Qype gekauft und in QypeDeals umbenannt. Generell gab es bei allen Startups, bei denen ich aktiv war, immer Zeiten, in denen wir nicht wussten, ob wir die nächsten Gehälter noch zahlen können. Da lastet viel Verantwortung auf den Schultern des Gründers und man kann schlecht schlafen. Eine turbulente und sehr intensive Zeit im positiven Sinne erleben wir aktuell auch bei Rebike. Die Branche boomt und wir stehen vor dem Luxusproblem, dass wir die Nachfrage kaum bewältigen können. Im Team  ist aber viel positiver Spirit und wir wachsen rasant. Jetzt kommt es vor allem darauf an, noch mehr gute Mitarbeiter*innen zu finden.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

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Foto (oben): rebike1

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