Deutschland soll entschieden haben, mindestens 14 Kampfpanzer des Typs Leopard 2 an die Ukraine zu liefern. Zudem erlaube die Regierung anderen Ländern eigene Lieferungen. Nach einer monatelangen Debatte ist nun wohl eine Entscheidung gefallen: Deutschland wird Kampfpanzer des Typs Leopard 2 an die Ukraine liefern. Das erfuhr t-online aus Koalitionskreisen. Zuvor hatten der „Spiegel“ und der Nachrichtensender n-tv berichtet. Dabei handle es sich um mindestens eine Kompanie Leopard 2 A6, das entspricht vierzehn Fahrzeugen. Weitere Länder, unter anderem aus Skandinavien, sollen ebenfalls die Erlaubnis erhalten, Kampfpanzer aus deutscher Produktion in die Ukraine zu senden. Die Bundesregierung will die Genehmigung dazu laut den Berichten erteilen. Die deutschen Panzer sollen demnach aus Beständen der Bundeswehr stammen. Mittel- bis langfristig sollen dann Panzer aus der Industrie folgen. Ein Regierungssprecher wollte den Bericht auf Nachfrage von t-online nicht kommentieren. Auch das Bundeswirtschaftsministerium wollte sich auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht äußern. Laut dem International Institute for Strategic Studies (IISS) haben die Panzertypen 2A5 und 2A6 den größten Nutzen für die Ukraine, da sie auch den neueren russischen Modellen überlegen sind. Strack-Zimmermann: Entscheidung war „unausweichlich“Der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag, Christian Dürr, lobt die Entscheidung des Kanzleramts. „Der Bundeskanzler hat heute eine Entscheidung getroffen, die niemand auf die leichte Schulter genommen hat. Dass Deutschland die Ukraine mit dem Leopard-Panzer unterstützen wird, ist ein starkes Zeichen der Solidarität“, so Dürr zu t-online. „Wir müssen uns immer darüber im Klaren sein, dass die Ukraine nicht nur sich selbst verteidigt, sondern auch die Werte und Überzeugungen, die wir teilen. Deswegen ist es richtig, dass wir Kiew mit aller Kraft unterstützen“, so Dürr weiter. Seine Parteikollegin und Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, sagte, die Entscheidung sei zäh gewesen und habe viel zu lange gedauert, sei aber letztlich „unausweichlich“ gewesen. Es handele sich um „eine erlösende Nachricht für das geschundene und tapfere ukrainische Volk“.Ähnlich äußerte sich der stellvertretende Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Thomas Erndl (CSU). Der Schritt sei „unumgänglich“ gewesen. Mit Blick auf Kanzler Olaf Scholz (SPD) kritisierte er: „Wie bei allen vorherigen Zusagen fiel diese Entscheidung nur unter maximalem Druck von außen.“ Die „massive Entscheidungsschwäche von Scholz“ habe einen enormen Vertrauensverlust in Europa und den USA verursacht.Leopard wird von vielen Armeen genutztEin großer Vorteil des Panzers ist seine weite Verbreitung: 3.500 Stück wurden laut Hersteller gebaut, allein in Europa nutzen ihn 15 Armeen. Dadurch dürfte auch die Wartung leichter fallen. Der Thinktank European Council on Foreign Relations (ECFR) hat schon im September einen Plan vorgestellt, wie die Ukraine zügig eine erste Brigade mit etwa 90 Leopard 2 aufbauen könnte – genug für einen nennenswerten Effekt auf dem Schlachtfeld.Die 120-Millimeter-Kanone des Leopard 2 würde der Ukraine obendrein Zugang zu moderner Nato-Munition geben – Munition für die 125-Millimeter-Kanonen der ukrainischen Sowjetpanzer ist offenbar immer schwieriger zu organisieren.Weitere Länder könnten Panzer liefernVor Deutschland hatten schon andere Länder ihre Bereitschaft zur Lieferung von Leopard-Panzern erklärt. Allen voran Polen. Man wolle notfalls zusammen mit anderen Ländern eine „kleinere Koalition“ bilden, teilte Ministerpräsident Morawiecki am Wochenende mit. Welche Staaten dazu angehören, war noch unklar. Vom polnischen Verteidigungsministerium heißt es, man habe in Ramstein Gespräche mit Vertretern von 15 Ländern geführt, die Leopard-Panzer einsetzen. Diese könnten nach gemeinsamen Absprachen in die Ukraine überführt werden. Offenbar ist Polen bereit, innerhalb der Allianz 14 seiner 247 Leopard-Panzer abzugeben. Auch Finnland, das rund 200 Leopard-2-Panzer besitzt, erklärte bereits, liefern zu wollen, falls Deutschland dem zustimme. Lettland, Estland und Litauen hatten Deutschland am Wochenende dazu aufgefordert, rasch Leopard-Kampfpanzer für die Ukraine freizugeben. Die drei baltischen Staaten besitzen selbst allerdings keine entsprechenden Modelle. Gleiches gilt für Großbritannien, das allerdings bereits die Lieferung von 14 Challenger-2-Panzern verkündete. Auch Spanien verlautbarte im Sommer noch, man könne möglicherweise ältere Leopard-Panzer abgeben. Das sei zurzeit aber kein Thema mehr, sagte Außenminister José Manuel Albares kürzlich auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.USA prüft Lieferung von Abrams-PanzernDoch auch über die Lieferung anderer Panzertypen wird derzeit diskutiert. So soll die US-Regierung Medienberichten zufolge die Lieferung von Abrams-Kampfpanzern in die Ukraine in Betracht ziehen.Eine Ankündigung über die Zusage „einer größeren Anzahl“ der amerikanischen M1 Abrams zur Abwehr des russischen Angriffskriegs könnte noch diese Woche kommen, wie das „Wall Street Journal“ und auch „Politico“ am Dienstag unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen berichtete. Demnach soll US-Präsident Joe Biden dem deutschen Kanzler Olaf Scholz (SPD) in einem Telefonat vergangene Woche zugesagt haben, eine solche Lieferung prüfen zu lassen.Die USA hatten bisher betont, die Bereitstellung des Abrams-Panzers aus praktischen Gründen nicht für sinnvoll zu halten. Die US-Panzer müssten über den Atlantik transportiert werden, die Instandhaltung sei aufwendiger, und sie verbrauchten zu viel Treibstoff, hieß es bisher aus dem Pentagon.