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Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe
:
Spende aus Neuss als Mutmacher fürs Ahrtal

Karikaturist Wilfried Küfen, die NGZ sowie die Rotary Clubs aus Neuss und Kaarst-Korschenbroich sammelten Spenden für die Flutopfer im Ahrtal. Mit 10.675 Euro wird der Aufbau der Katholischen öffentlichen Bücherei in Ahrweiler unterstützt. Ein Besuch.

Zugenagelte Fenster, geschlossene Geschäfte, (fast) menschenleere Gassen. Auch acht Monate nach der mächtigen Juli-Flut von 2021 ist der Alltag noch längst nicht nach Ahrweiler zurückgekehrt. Ausnahmezustand statt Normalität. Wo vor dem 14. Juli Touristen Spätburgunder becherten, haben jetzt Handwerker Hochkonjunktur. Es wird gebohrt, gehämmert, gesägt. „Die Zeit der Helfer ist vorbei“, sagt Paul Radermacher (68), „jetzt benötigen wir hier im Ahrtal vor allem Fachleute.“

Der drahtige, eloquente Herr ist Vorsitzender des Verwaltungsrates der Innenstadtpfarre St. Laurentius. Von seinem Büro im Gemeindezentrum schaut er auf die komplett eingerüstete, im 13. Jahrhundert erbaute Kirche. Es werde wohl Jahre dauern, bis dort wieder Messen gefeiert werden, vermutet Radermacher. Vor dem Gemeindezentrum sitzt ein Dutzend Menschen in der Frühlingssonne, Frauen und Männer, jung und alt. Sie unterhalten sich bei Kaffee und Wasser. Alleinlebende suchen Halt in der Gemeinschaft. Das „Wintercafé“ der Pfarre ist ein Angebot für die einsamen Seelen einer verwundeten Stadt mit 8000 Einwohnern, deren Infrastruktur in einer Nacht zerstört wurde, das soziale Gemeinwesen inklusive.

Da setzt ein kleines Hilfsprojekt an, zu dem NGZ-Karikaturist Wilfried Küfen (69) den Anstoß gab, das die Neuß-Grevenbroicher Zeitung aufmerksam medial unterstützte und das die Rotary Clubs (RC) Neuss sowie Kaarst-Korschenbroich organisierten. Mit 10.675 Euro wird der Wiederaufbau der Katholischen öffentlichen Bücherei (KöB) in Ahrweiler unterstützt. „Wir waren ein Kommunikationspunkt für Familien und Feriengäste, aber besonders auch für junge Leute“, sagt Beate Sebastian, seit 2008 KöB-Leiterin.

Lesen verbindet, auch die Projektpartner. Zeitungsmacher wie sie in der NGZ-Redaktion sitzen, wenden sich an Leser. Auch die Rotary Clubs engagieren sich seit vielen Jahren, um einen Beitrag zur Verbesserung der Lesekompetenz von Schülern zu leisten und fördern daher zielgerichtet das Leseverständnis von Grundschülern. Verbindende Gründe also, die die Bücherei in Ahrweiler zum Adressaten der Spende aus dem Rhein-Kreis Neuss werden ließen. Dass diese Entscheidung richtig war, davon überzeugte sich der Neusser Rotarier Dieter-Alfred „Butz“ Paul bei einem Besuch in Ahrweiler. Die Katholische öffentliche Bücherei in Bad Neuenahr-Ahrweiler sei vor der Flutkatastrophe ein wichtiger Anlaufpunkt gerade auch für Schüler und Jugendliche gewesen. Dort seien barrierefrei und kostenlos circa 8500 Medien angeboten wurden. Aus. Vorbei. Abgesehen von einigen wenigen Exemplaren in den obersten Regalen wurde alle Romane, DVDs, Zeitschriften, Sach- und Hörbücher ein Opfer der großen Welle. Das Wasser stand 1,40 Meter hoch; als es abfloss, blieben Schlamm und unbrauchbare Bücher zurück. „Wir hatten am 14. Juli noch wie gewohnt bis 17 Uhr geöffnet“, sagt Beate Sebastian. Wenig später rauschte das Wasser der Ahr heran und riss die kleine heile Welt der Menschen mit ihrem strukturierten Alltag fort.

 Die Arbeiten von Wilfried Küfen sind beliebt und begehrt. Zehn Original-Zeichnungen des Diplom-Designers mit Motiven von Schützenfesten im Rhein-Kreis Neuss stellte er zur Verfügung, um den Flutopfern an der Ahr zu helfen. Die NGZ präsentierte die Aquarelle und lobte eine Versteigerung aus. Im Endspurt gab die Unternehmer-Familie von Hans-Georg Späth (Zelte und Hallen) aus Grevenbroich für alle zehn Blätter das Höchstgebot ab. „Uns gefällt der gute Zweck, den Flutopfern zu helfen“, sagt der Seniorchef, „außerdem sind wir emotional und geschäftlich dem Brauchtum eng verbunden und letztlich gefällt uns die Idee, dass die tollen Aquarelle von Wilfried Küfen demnächst unsere Verwaltung schmücken werden.“ Späth erhielt die Mappe mit den zehn Zeichnungen im Rahmen eines rotarischen Treffens. Zu den ersten Gratulanten gehörten die RC-Präsidenten Matthias Fahr (Kaarst-Korschenbroich) und Julian Sels (Neuss), die daran erinnerten, dass beide Klubs aufaddiert rund 70.000 Euro für die Menschen im Ahrtal zur Verfügung gestellt haben; darunter knapp 20.000 Euro von nicht-rotarischen Spendern wie der Familie Späth.

Dabei habe sich, so Butz Paul, das rotarische Netzwerk bewährt, denn „die Klubs vor Ort sorgen dafür, dass Spendengelder ohne Abzug dort angekommen, wo sie auch wirklich gebraucht werden.“ Die Roatry Clubs Bad Neuenahr-Ahrweiler oder auch Remagen-Sinzig berichten, dass etwa 130 Klubanfragen beantwortet wurden, rund 14.000 Spendeneingänge mit einem Gesamtvolumen von 2,4 Millionen Euro gezählt und weiter geleitet wurden. Für einige Rotarier des RC Bad Neuenahr-Ahrweiler ist die Hilfe längst zum Rund-um-die-Uhr-Ehrenamt geworden. Lutz Feldt kümmert sich um Einzelfallprüfungen und Patenkonzepte, damit das Geld „sinnvoll“ und verantwortungsvoll eingesetzt wird, Achim Fischer sorgt sich zudem um Kommunikation und Berichterstattung. Präsident Roland Brunner sagt, die rotarischen Aktivitäten für die Ukraine seien richtig und wichtig. Das Engagement für die Betroffenen der Flutkatastrophe und den Wiederaufbau des Ahrtals gehe aber unvermindert weiter.

Der Aufbau erfordert Geduld. Optimisten sprechen von fünf, Realisten wie Paul Radermacher von zehn Jahren. Landschaft, Orte, Straßen wirken aufgeräumt, besser: ausgeräumt. Brücken sind eingebrochen, Gleise unterspült, die Bundesstraße flussaufwärts weggerissen. Überall Steine, Sand, Schotter, kein Grün. Die Uferpromenade in Ahrweiler gleicht einer Motocross-Bahn. Den Unterschied machen Dutzende Grabkerzen. Sie bilden ein Kreuz.

Hier geht es zur Bilderstrecke: Neusser Mutmacher fürs Ahrtal

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