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Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist nach einem deutlichem Rückgang in den letzten Wochen nun wieder leicht gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert am Dienstagmorgen mit 1087,2 an, am Vortag lag er bei 1080. Vor einer Woche wurde noch eine Inzidenz von 1394 vermeldet. Doch wie zuverlässig sind diese Zahlen aktuell?

Unzuverlässige Daten?

Die Zahl der Neuinfektionen in der Omikron-Welle ist laut Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, nicht die entscheidende Größe bei der Bewertung der pandemischen Lage. „Trotzdem spielt diese Zahl in der öffentlichen Diskussion unverändert eine sehr große Rolle. Ganz nachvollziehbar ist das nicht“, sagte Weigeldt dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Die täglich gemeldeten Infektionszahlen sind leider eher ein sehr grober Richtwert als eine halbwegs verlässliche Zahl.“

Bei den Werten ist laut RKI zu berücksichtigen, dass einzelne Länder nicht an jedem Wochentag Daten vollständig melden, insbesondere am Wochenende. Das wiederum führt zu Nachmeldungen an Folgetagen. Zudem gehen Experten seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – wegen überlasteter Gesundheitsämter und weil nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur diese zählen in der Statistik.

Auch die gemeldete Zahl der Hospitalisierungen sei nicht wirklich aussagekräftig, da nicht bekannt sei, wie viele der Hospitalisierten aufgrund ihrer Corona-Infektion eingeliefert wurden und bei wie vielen es sich um einen Nebenbefund handele, sagt Weigeldt. Dass man sich nach zwei Jahren Pandemie immer noch nicht auf diese Daten verlassen könne, sei ernüchternd.

Lage im Krankenhaus dennoch angespannt

In den Kliniken ist die Lage trotz sinkender Zahlen weiter angespannt. Zu Wochenbeginn lagen laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft 21.413 coronainfizierte Personen in den Kliniken, 19.419 davon auf der Normal- und 1.994 auf der Intensivstation. Im Vergleich zur Vorwoche ist die Anzahl der positiv getesteten Patientinnen und Patienten auf Normalstationen um 9,6 Prozent und auf den Intensivstationen um 10,4 Prozent gesunken.

Anfang Februar lag die Zahl der coronainfizierten Krankenhauspatienten noch bei insgesamt 14.922. Der Höchstwert mit über 25.000 Patientinnen und Patienten wurde am 29. März erreicht. Seitdem sinken die Belegungszahlen stetig. Das bestätigt auch Nina Meckel, Pressesprecherin der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi). Dennoch: Schon seit Anfang März seien 521 Intensivstationen in Deutschland im eingeschränkten Betrieb. Das bedeutet, dass Operationen verschoben werden müssen oder Patienten nicht aufgenommen werden können. „Nicht die Covid-Patienten belasten die Intensivstationen, sondern das erkrankte Personal“, erklärt Meckel. Wie sich die Lockerungen weiterhin auf die Situation in der Intensivmedizin auswirke, hänge aber im Wesentlichen von dem Verhalten der Bevölkerung ab.

„Dem Klinikpersonal bleibt keine Zeit zum Durchatmen“

Die Belastung der Hausarztpraxen ist nach Angaben des Verbandes nach wie vor groß. „Die Kolleginnen und Kollegen behandeln sehr viele Corona-Infizierte, dabei beobachten wir aktuell zum Glück nur wenige schwere Verläufe“, so Weigeldt. Neben der in der Regel milder verlaufenden Omikron-Variante seien hierfür vor allem die Impfungen verantwortlich. „Die größte Gefahr in den Praxen ist zu diesem Zeitpunkt, dass sehr viele Mitarbeitende aufgrund einer Infektion kurzfristig ausfallen. Hier würde eine Entlastung der Praxen, insbesondere durch massiven Bürokratieabbau, am meisten helfen.“

Auch nach Angaben der Ärztegewerkschaft Marburger Bund sind coronabedingte Personalausfälle in vielen Krankenhäusern ein Problem. „Ärzte und Pflegende sind stark belastet. Das hören wir auch aus unserer Mitgliedschaft. Sollten die Covid-19-Belegungszahlen weiter sinken, würde das etwas zur Entspannung der Lage beitragen“, so Hans-Jörg Freese, Pressesprecher vom Marburger Bund. Angesichts der großen Anzahl an verschobenen Eingriffen sei aber schon jetzt absehbar, dass bald sehr viel Arbeit nachgeholt werden müsse, so Freese. „Dem Klinikpersonal bleibt keine Zeit zum Durchatmen.“

Masterplan für den Herbst

Klaus Holetschek (CSU), Gesundheitsminister von Bayern, fordert im Hinblick auf den Herbst einen Masterplan. „Wir sind nicht durch mit der Pandemie. Deshalb gilt es schon heute dem Herbst vorzubauen“, sagte Holetschek dem RND. Es sei gemeinsame Aufgabe des Bundes und der Länder, die Zeit zu nutzen und die richtige Balance von Prävention und Freiheit zu wahren. Er forderte: „Wir brauchen einen Masterplan für den Herbst, um dann nicht wieder am Anfang einer neuen Welle zu stehen.“ Und auch wenn sich jetzt alle auf das Osterfest freuten, gelte weiterhin: „Bleiben wir vorsichtig, achten wir auf uns und unsere Nächsten.“ Mit den neuen Freiheiten steige momentan auch der Anspruch an die Eigenverantwortung der Menschen.

Von Yvonne Schmidt/RND

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