Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antworten Philippe de Chanville und Christian Raisson, die Gründer von ManoMano, einem millionenschweren Online-Baumarkt.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
de Chanville: Jeder Tag ist anders! In gerade mal sieben Jahren ist unsere Mitarbeiterzahl von 0 auf über 500 Angestellte gestiegen. Wir treiben jetzt Handel in sechs Ländern und haben Büros in Paris, Barcelona und Bordeaux eröffnet. Infolgedessen ändern sich unsere Jobs und unser Arbeitsalltag ständig: von der Einstellung neuer Mitarbeiter, über Verhandlungen, Fundraising, der Akquise von neuen Partnern und Händlern, bis hin zu Geschäftsreisen und Treffen mit Händlern, Journalisten und potenziellen Investoren. 

Raisson: Es gibt jedoch eine Sache, die wir jeden Tag machen – uns die Zeit zu nehmen, mit unseren Familien und einer Tasse Kaffee gut in den Tag zu starten.

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
de Chanville: Das Ziel im Leben ist, ein Leben mit Sinn zu führen, sich selbst treu zu bleiben, um glücklich zu sein. ManoMano ist für uns nicht nur ein Job – es ist unsere Lebensaufgabe. Wir haben daher das Glück, dass wir nach der Arbeit „nicht abschalten“ müssen, da wir mit Freude an unserem Unternehmen arbeiten. ManoMano ist ein Teil von dem, was wir sind, genauso wie unsere Familien. Wir leben unser Leben auch dementsprechend: wir geben dem einen nicht den Vorrang vor dem anderen – sondern stellen vielmehr sicher, dass wir die richtige Balance finden.

Raisson: Als Gründer gibt es kein offizielles „mentales Abschalten“. Selbst wenn man abends aufhört zu arbeiten – man hat immer sein Unternehmen im Kopf. Deshalb ist es so wichtig, sich auch Zeit für die Familie freizuhalten. Jeden Tag verbringe ich mindestens eine Stunde mit meiner Frau und meinen Kindern, um über ihren Tag zu sprechen, genau wie am Morgen auch  – danach geh ich auch mal wieder an die Arbeit.

Was über das Gründer-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
de Chanville:  Ich hätte gerne gewusst, dass es wirklich ein Marathon ist anstatt eines  Sprints – eher 15 bis 20 Jahre meines Lebens anstatt 4 oder 5. Bevor wir angefangen haben, hätte ich mir es niemals träumen lassen, dass ManoMano in so kurzer Zeit solche Erfolgsebenen erreicht, und dass Christian und ich so lange als Gründer und CEOs für ManoMano tätig sind. 

Raisson: Glück und Timing sind ein großer Teil des Erfolgs, denn man kann nicht alles kontrollieren. Du kannst die besten Partner, die beste Finanzierung, das beste Business Modell etc. haben, aber wenn du kein Glück oder schlechtes Timing hast, kann es passieren, dass deine Ideen nicht funktionieren  – oder schlimmer noch, es kann dein Unternehmen zerstören – wenn man mal an die Unternehmen denkt, die aufgrund von Covid-19 zu kämpfen haben. Wichtig ist, dass man bescheiden bleibt, um mit Misserfolgen und Erfolgen umgehen zu können, und um dann den Kurs korrigieren zu können.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Raisson: Wenn man ein Startup ist, das aus dem Nichts auftaucht, ist die wohl wichtigste Herausforderung, das Vertrauen der Menschen in dein Unternehmen zu gewinnen. Um das zu erreichen, mussten wir viel Überzeugungsarbeit leisten. Unseren Kunden haben wir neue Wege offenbart, wie sie ihr Zuhause gestalten können – unseren Händlern haben wir eine neue Möglichkeit geboten, ihr Business voranzubringen. Dafür mussten wir geduldig sein, zuhören und unser Modell flexibel anpassen:  Wir haben zweieinhalb Jahre damit verbracht, unseren Händlern zuzuhören, um unsere Technologie besser an ihre Bedürfnissen anzupassen. Das hat ihnen gezeigt, wie engagiert wir ihnen beim Aufbau ihres Geschäfts helfen wollen.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
de Chanville: Zu Beginn hießen wir tatsächlich noch monechelle.fr, bis Google uns dann auf die schwarze Liste gesetzt hat. Denn im Eifer des Gefechts haben wir unser SEO im Growth-Hacking-Modus so sehr optimiert, sodass unser Traffic auf Null reduziert wurde. Also blieb uns nichts anderes übrig, als die URL zu ändern und von vorne anzufangen. Und dieses Mal haben wir alles richtig gemacht. 

Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Raisson: Da wir ein stark wachsendes Unternehmen sind, ändern sich unsere Prozesse, Ziele, die Mentalität und unsere Ressourcen alle paar Monate. Wir brauchen Menschen, denen es nicht schwerfällt sich anzupassen, die aber auch Charakterzüge haben, die mit unseren Unternehmenswerten – Mut, Einfallsreichtum & Wohlwollen – übereinstimmen. Das ist für uns ein entscheidender Faktor und nicht verhandelbar. 

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer?
de Chanville: Ein Unternehmen zu gründen ist, wie oben schon erwähnt, ein Marathon und kein Sprint. Wenn du ein Unternehmen startest, sei darauf vorbereitet, dass du langfristig dabei bist und stelle sicher, dass du dein Unternehmen in einen Markt mit großem Potenzial einführst. Das wird helfen! Bei der Personalbeschaffung sollte man keine Kompromisse eingehen oder Fertigkeiten über die eigenen Unternehmenswerte stellen. Umgib dich mit den richtigen Leuten. Und ganz wichtig: achte darauf, ein ausgeglichenes Leben zu führen, und Zeit mit der Familie zu verbringen.

Ohne welches externe Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Raisson: Ganz klar, das Internet! Aber jetzt mal im Ernst: unsere Händler spielen eine ganz entscheidende, übergeordnete Rolle. Ohne sie können wir nicht überleben, denn sie sind der Kern unseres Geschäftsmodells und unseres heutigen Erfolgs. 

de Chanville: Unser Unternehmen umfasst ein Ökosystem von etwa 30.000 Menschen, die alle eine grundlegende Rolle für den Erfolg unseres Unternehmens spielen.

 Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Raisson Indem wir Ehrgeiz zeigen und eine klare Vision haben. Einen wichtiger Faktor bei der Motivation unserer Teams ist es, eine bodenständige und menschliche Philosophie zu haben. Als Vorgesetzter sollte man, man selbst bleiben, transparent und zugänglich sein. Außerdem ist es wichtig, die Teams darin zu bestärken, dass sie eine wichtige Rolle spielen, die gesteckten Ziele zu erreichen. Und – niemals vergessen, für eine gute Work-Life-Balance zu sorgen.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
de Chanville: Die Reise, die wir bisher gemacht haben, war unglaublich. Wir hätten uns niemals erträumen lassen, dass wir in nur wenigen Jahren auf dem deutschen Markt Fuß fassen könnten – dem größten und dynamischsten Home Improvement Markt der Welt mit fantastischen Marken, Händlern und enormen Wachstumspotenzial. Wir führen jetzt ein durch und durch europäisches Unternehmen –  mit Menschen aus aller Welt, die von einigen der besten Unternehmen der Welt rekrutiert wurden.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

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Foto (oben): ManoMano

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