Die Goldbärenfirma wird 100 Jahre alt, doch die Freude ist getrübt. Die Schließung des sächsischen Werks sorgt für Proteste und der Haribo-Chef muss sich öffentlich rechtfertigen.Es sollte so ein großes Festjahr werden für Haribo: 100 Jahre wird der berühmte Goldbärenkonzern alt, doch die Feierstimmung ist getrübt. Erst beeinträchtigte die Corona-Krise das Geschäft, dann führte ein Streit mit Lidl dazu, dass der Discounter die Produkte aus den Regalen verbannte. Und nun gibt es auch noch jede Menge Ärger um die angekündigte Schließung des Werks im sächsischen Wilkau-Haßlau.Dabei steht der Süßwarenkonzern ein Jahrhundert nach der Gründung durch den Bonner Bonbonkocher Hans Riegel eigentlich beeindruckend da. Haribo produziert in zehn Ländern, beschäftigt mehr als 7000 Mitarbeiter und kommt auf einen weltweiten Umsatz von geschätzten drei Milliarden Euro. Die Produkte werden in 100 Ländern verkauft, in Deutschland umfasst das Sortiment etwa 300 Produkte, weltweit sind es an die 1000. Alleine 160 Millionen Goldbären werden täglich in den Haribo-Werken produziert, der Bestseller zieht immer noch. PAID Der General und der Boss, 21.15Doch wenige Tage vor dem offiziellen Firmenjubiläum am 13. Dezember bestimmen in Deutschland die Proteste gegen die Schließung des ostdeutschen Werks die Schlagzeilen. 150 Mitarbeiter verlieren durch die Maßnahme ihren Arbeitsplatz, noch vor Weihnachten soll Schluss sein. Proteste kommen nicht nur von den betroffenen Angestellten und der Gewerkschaft, sondern auch aus der Politik. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat die Geschäftsführung öffentlich aufgefordert, die Entscheidung zu überdenken. Und auch Thomas Gottschalk, 24 Jahre lang Haribo-Werbegesicht, kritisierte den Konzern in einem Zeitungsinterview.Haribo-Chef wehrt sichAufgrund des massiven Gegenwinds sah sich in dieser Woche sogar der sonst öffentlichkeitsscheue Haribo-Chef Hans Guido Riegel zu einer persönlichen Reaktion gezwungen. „Die Entscheidung ist uns alles andere als leichtgefallen“, sagte Riegel dem „Handelsblatt“. „Zur unternehmerischen Verantwortung gehört auch, unpopuläre Entscheidungen zu fällen, wenn es notwendig ist.“ Gegen den Vorwurf, man habe in das ostdeutsche Werk, das Haribo nach der Wende übernommen hat, zu wenig investiert, verwahrt sich Hans Guido Riegel, Gründerenkel und Neffe des 2013 verstorbenen langjährigen Firmenchefs Hans Riegel junior. „Wir haben in den 30 Jahren, in denen wir das Werk betrieben haben, einen zweistelligen Millionenbetrag in Gebäude, Maschinen und Infrastruktur investiert und das Werk kontinuierlich wettbewerbsfähig gehalten.“Nun aber sind Haribo die Kosten für eine notwendige Modernisierung zu hoch. Allein aufgrund der baulichen Substanz sei das Werk nicht zukunftsfähig, erklärt das Unternehmen. Aktuell verhandelt Haribo mit der Gewerkschaft Nahrung Genuss-Gaststätten (NGG) über einen Sozialplan und mögliche Weiterbeschäftigungen in anderen Werken. Nach Informationen von „Business Insider“ könnte das Werk auch vom Süßwarenkonzern Trolli übernommen und weitergeführt werden. Investition in den USADie Entscheidung, den Standort in Sachsen dicht zu machen, sei durch die Corona-Pandemie beschleunigt worden, sagt Haribo-Chef Riegel. Zwar kaufen die Menschen im Einzelhandel weiterhin auch Süßigkeiten. Aber andere Absatzkanäle wie Duty-free-Shops, Bahnhöfe, Kioske oder Kinos seien massiv betroffen. „Insgesamt fehlt uns dadurch ein Volumen, das der dreifachen Menge der Jahresproduktion des Werkes in Wilkau-Haßlau entspricht“, sagt der Haribo-Chef dem „Handelsblatt“.Bereits 2018 hatte Haribo Umsatzeinbrüche zu verzeichnen, weil neu eingeführte gesündere Varianten der Fruchtgummis bei den Kunden nicht ankamen. Eine Rückbesinnung auf Klassiker wie den Goldbären hatte dem Konzern, dessen Firmenzentrale vor zwei Jahren von Bonn ins rheinland-pfälzische Grafschaft umzog, aber wieder einen Aufschwung beschert.Wachstumschancen sieht Haribo für die Zukunft vor allem im Ausland, allen voran in den USA. Während Sachsen dicht gemacht wird, baut Haribo seine Präsenz im US-amerikanischen Markt aus. In Wisconsin entsteht gerade das erste Haribo-Werk in Nordamerika.Quellen: DPA / Handelsblatt / Business Insider

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