Kiew schlägt Alarm: Selenskyj nennt die Lage an der Front schwierig und beklagt fehlende Artillerie, Flugabwehr und Raketen. – Die News im Überblick Bei einem russischen Drohnenangriff sind im nordukrainischen Gebiet Sumy laut offiziellen Angaben fünf Zivilisten getötet worden. Das Haus im Dorf Nowa Sloboda sei bei dem Angriff komplett zerstört worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Zwei Kampfdrohnen hätten am Morgen die knapp sechs Kilometer von der russischen Grenze entfernte Ortschaft angegriffen. Die Behörde ermittle wegen eines möglichen Kriegsverbrechens. Die Staatsanwaltschaft teilte zudem mit, dass sie in einem weiteren Fall einer möglichen Erschießung ukrainischer Kriegsgefangener durch russische Soldaten ermittle. Ein Drohnenvideo soll zeigen, wie drei ukrainische Soldaten bei der Ortschaft Robotyne im Gebiet Saporischschja nach ihrer Aufgabe erschossen werden. Der Vorfall habe sich bereits am Sonntag ereignet. Kürzlich hatte die ukrainische Staatsanwaltschaft bereits zu zwei anderen mutmaßlichen Erschießungen von Ukrainern bei Awdijiwka und Wessele im Donezker Gebiet zu ermitteln begonnen. Selenskyj nach Frontbesuch: Lage „äußerst schwierig“ Nach seinem Frontbesuch hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die derzeitige Lage im dortigen Kampfgebiet als „äußerst schwierig“ bezeichnet. Probleme gebe es an Frontabschnitten, wo die Russen die größten Reserven konzentriert hätten, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. „Sie nutzen Verzögerungen bei der Hilfe für die Ukraine aus.“ Selenskyj beklagte einen Mangel an Artilleriegeschossen, Flugabwehrsystemen im frontnahen Bereich und weitreichenden Raketen. Kiew arbeite mit Nachdruck an der Wiederaufnahme der Hilfen durch die westlichen Partner, versicherte der ukrainische Staatschef seinen Landsleuten. Erst am Wochenende hatten sich ukrainische Kräfte aus der Stadt Awdijiwka zurückziehen müssen. Selenskyj hatte den Frontabschnitt Kupjansk im Gebiet Charkiw besucht. Die Russen, die im Herbst 2022 aus der Stadt vertrieben wurden, rücken seit Wochen auf die Kleinstadt mit dem strategisch wichtigen Eisenbahnknoten vor – auch weil die Ukrainer zu wenig Munition haben. In seiner Ansprache bedankte sich der Präsident bei den ukrainischen Betrieben, die die Rüstungsproduktion im eigenen Land vorantrieben. Derzeit könne sich das Land allerdings noch nicht autark mit Waffen und Munition versorgen und sei weiter auf Hilfen angewiesen, sagte er. Koalitionsantrag für Lieferung weitreichender Waffen In Deutschland wollen die Koalitionsfraktionen die Bundesregierung zur Lieferung zusätzlicher weitreichender Waffensysteme an die Ukraine auffordern. Im Entwurf für einen gemeinsamen Koalitionsantrag werden die Taurus-Marschflugkörper, gegen deren Lieferung sich Bundeskanzler Olaf Scholz bisher sträubt, zwar nicht namentlich erwähnt. Das Papier der Fraktionsvorsitzenden, das dem Magazin „Stern“ und der dpa vorliegt, fordert aber „die Lieferung von zusätzlich erforderlichen weitreichenden Waffensystemen und Munition, um die Ukraine (…) in die Lage zu versetzen, völkerrechtskonforme, gezielte Angriffe auf strategisch relevante Ziele weit im rückwärtigen Bereich des russischen Aggressors zu ermöglichen“. CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hat eine klare Aussage zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern in einem Antrag der Koalitionsfraktionen zu weitreichenden Waffensystemen für die Ukraine gefordert. Die Union kenne den Antrag noch nicht. Wenn er aber klar vorsehe, dass Taurus-Marschflugkörper geliefert werden sollen, „dann bin ich dafür, zuzustimmen. Aber wenn es verschwurbelte Koalitionsformulierungen sind, damit die ihren inneren Frieden finden, dann ist das kein Thema für uns“, so Röttgen in der Sendung „Frühstart“ von RTL/ntv. Italien lädt zu G7-Videokonferenz zu Ukraine-Krieg ein Am zweiten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine werden sich die G7-Staats- und Regierungschefs zu einer Videokonferenz zusammenschalten. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni werde diese als amtierende Vorsitzende der G7-Staaten an diesem Samstag (24. Februar) leiten, teilte ihr Amtssitz in Rom mit. An der Videoschalte wird demnach ebenso der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj teilnehmen. Im Mittelpunkt der Gespräche soll die Unterstützung der Ukraine stehen. Italien führt derzeit den Vorsitz in der Gruppe sieben großer demokratischer Industrienationen (G7). Der Gruppe gehören auch die USA , Kanada , Großbritannien , Japan, Frankreich und Deutschland an. Es ist die erste offizielle Konferenz der G7-Staats- und Regierungschefs seitdem Italien die Präsidentschaft Anfang des Jahres übernommen hat. Am Ende der Videoschalte soll zudem eine gemeinsame Erklärung verabschiedet werden. Mehrere Kriegsgefangene angeblich von Russen erschossen Russische Soldaten sollen nach der Einnahme der Kleinstadt Awdijiwka im Osten der Ukraine angeblich mehrere dort zurückgebliebene ukrainische Schwerverwundete entgegen einer Vereinbarung erschossen haben. Der Feind habe zugestimmt, die Verwundeten zu evakuieren, ihnen Hilfe zu gewähren und sie später auszutauschen, teilte die aus Awdijiwka abgezogene 110. Brigade bei Facebook mit. Später seien jedoch in Videos der russischen Seite mindestens fünf der Zurückgebliebenen als tot identifiziert worden. Der Verbleib eines Soldaten sei ungeklärt. Tags zuvor hatte die ukrainische Staatsanwaltschaft bereits mitgeteilt, dass sie wegen der Erschießung von sechs ukrainischen Schwerverwundeten durch die russische Armee Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen und Mordes aufgenommen habe. In einem weiteren Fall soll zudem ein Drohnenvideo belegen, dass zwei weitere ukrainische Soldaten nach ihrer Gefangennahme bei der Ortschaft Wessele ebenfalls im Donezker Gebiet erschossen wurden. Russland drohen wegen Nawalnys Tod neue Sanktionen Die USA wollen nach dem Tod des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny weitere Sanktionen gegen Russland verhängen. Es handle sich um ein „umfangreiches Sanktionspaket“, das die US-Regierung am Freitag bekannt geben werde, kündigte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, in Washington an. Details zu den neuen Sanktionen nannte er zunächst nicht. Die Maßnahme sei eine Reaktion sowohl auf den Tod Nawalnys als auch auf den seit zwei Jahren andauernden russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Die USA haben Russland bereits mit umfangreichen Sanktionen belegt. Russlands Geheimdienst nimmt US-Bürgerin fest Russlands Inlandsgeheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben eine 33 Jahre alte Frau mit US- und russischer Staatsbürgerschaft wegen des Verdachts auf Landesverrat in Jekaterinburg am Ural festgenommen. Die in der US-Metropole Los Angeles wohnhafte Verdächtige sitze in Untersuchungshaft, weil sie Geld für eine ukrainische Organisation gesammelt und damit gegen die Sicherheit Russlands gearbeitet habe, teilte der FSB am Dienstag in Moskau mit. Demnach soll die Frau Spenden für eine Organisation gesammelt haben, die anschließend Material für die ukrainischen Streitkräfte angeschafft hat. Beweise präsentierte der FSB nicht. Laut der Mitteilung des FSB wurden für das Geld medizinische Artikel, Ausrüstung und auch Munition eingekauft. In den USA habe die Frau mehrfach an „öffentlichen Aktionen zur Unterstützung des Kiewer Regimes“ teilgenommen. Die Ermittlungen dauerten an, hieß es.