Lothar Matthäus kann es nicht lassen: Erneut wettert er über die Misere beim FC Bayern. Diesmal nimmt er Thomas Tuchel ins Visier.Lothar Matthäus hat schon einige Male sein Urteil zur derzeitigen Bayern-Misere abgegeben. Nun holt der Rekordnationalspieler zum nächsten Schlag aus. Seine Kritik trifft diesmal aber nicht die Bosse des Klubs, sondern Trainer Thomas Tuchel. „Natürlich wurden auch schon vor dem Trainerwechsel viele Fehler gemacht, die schließlich zu dieser Situation geführt haben“, sagte Matthäus zu „Bild“. Die Mannschaft, die unter Nagelsmann noch auf Triple-Kurs gelegen habe, „spielt unter Tuchel schlechter“, sagte der 62-Jährige. Nach der Trennung von Nagelsmann im März waren die Bayern unter Tuchel im DFB-Pokal und in der Champions League gescheitert.Die Münchner müssen im Saisonfinale beim Kampf um die deutsche Meisterschaft auf einen Patzer von Tabellenführer Borussia Dortmund hoffen. Matthäus glaubt allerdings nicht an eine Überraschung: „Als heimstärkste Mannschaft der Liga wird sich Dortmund zu Hause gegen Mainz die Schale nicht mehr nehmen lassen“, prophezeite er.Matthäus: „Mannschaft funktioniert nicht“Die Bayern hätten mit ihrem Kader mindestens Meister werden müssen. „Aber die Mannschaft funktioniert nicht, weil jeder mit sich selbst beschäftigt ist. Tuchel hat die Verunsicherung noch vergrößert, weil er auf seinen Pressekonferenzen, die mir etwas eigenartig vorkommen, immer davon redet, wie schwierig alles ist und was alles nicht funktioniert, statt sich vor die Mannschaft zu stellen. Dazu die unnötige Müller-Diskussion und zu viele Positionswechsel“, sagte Matthäus.Tuchels Image sei dadurch, dass er innerhalb von zwei Monaten wohl drei Titel verspielt habe, bereits angekratzt. „Natürlich hat er schon jetzt großen Druck für die nächste Saison. Auch deshalb fordert er neue Spieler. Aber dass in der alles entscheidenden Meisterschaftsphase Namen wie Declan Rice, Adrien Rabiot oder Julian Alvaréz durchgesickert sind, hat zusätzlich zur Verunsicherung der Mannschaft beigetragen“, so Matthäus weiter.Forderung nach Veränderungen an Bayern-SpitzeEinen größerer Umbau des Kaders sei nicht nötig. „Bayern braucht gar nicht viele neue Spieler. Den großen und sehr teuren Umbruch gab es doch bereits. Ich würde 85 bis 90 Prozent der aktuellen Mannschaft vertrauen, obwohl sie zuletzt das Mia-San-Mia vermissen ließ. Das ist aber vor allem auch eine Frage der Führung und Motivation“, so Matthäus, der gleichzeitig Veränderungen auf der Führungsebene des Klubs forderte.Und die soll es offenbar auch geben: Am Ende des Monats will der Aufsichtsrat über die Zukunft von Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic entscheiden. Beide standen zuletzt in der Kritik. „Es sieht so aus, dass es mit Oliver nicht weitergeht. Präsident Herbert Hainer könnte den Posten übergangsweise selbst besetzen. Der bisherige Finanz-Vorstand Jan-Christian Dreesen wäre eine starke langfristige Lösung“, sagte Matthäus.Salihamidzic sei nah an Ehrenpräsident Uli Hoeneß, „das könnte ihn retten. Vielleicht braucht er aber im sportlichen Bereich einen starken Mann an seiner Seite. Sollte Karl-Heinz Rummenigge beratend wieder näher ans Tagesgeschäft heranrücken, wäre das sicher ein Vorteil“.