Die DFB-Frauen werden gemeinsam mit Horst Hrubesch an den Sommerspielen in Paris teilnehmen. Der Trainer hat bereits eine klare Vorstellung davon. Aus Heerenveen berichtet Kim Steinke Er lächelte, riss die Arme nach oben und schlug mit beiden Fäusten immer wieder in die Luft. 66 Minuten musste Horst Hrubesch warten, bis er jubeln durfte. Tor für Deutschland. Nur zwölf Minuten später erhielt er direkt den nächsten Grund zur Freude: Hrubesch schrie, riss die Arme nach oben und feierte mit den Spielerinnen auf der Bank. Wieder Tor für Deutschland. Das 2:0 war gleichzeitig auch das letzte Tor im Spiel um den dritten Platz in der Nations League gegen die Niederlande. Die Platzierung in der Nations League war aber nur Nebensache. Durch den Sieg erfüllte sich das Team den Traum, zu den Olympischen Spielen nach Paris zu fahren. Denn die besten zwei Teams der Nations League dürfen im Sommer um die Goldmedaille spielen. Da Gastgeber Frankreich, Finalist der Nations League, automatisch qualifiziert ist, bekommt Deutschland als Dritter das Ticket. Hrubeschs Kapitel bei den DFB-Frauen geht also noch nicht zu Ende. Er wird seine Mannschaft als Chefcoach an der Seitenlinie durch das Turnier führen – und weiß auch schon, wohin die Reise gehen soll. Während die meisten seiner Spielerinnen die Qualifikation erst noch realisieren mussten, zeigte sich der 72-Jährige entschlossen. „Ich werde nicht nach Paris fahren, um mitzuspielen. Das mache ich nicht. Ins Olympische Dorf kommst du erst, wenn du im Finale stehst. Das muss das Ziel sein“, sagte der Trainer auf der Pressekonferenz nach dem Spiel in Heerenveen. Auch Matchwinnerin Klara Bühl deutete an: „Ich glaube, dass wir uns erstmal damit zufriedenstellen dürfen, dass wir dabei sind. Wir kommen aus einer schwierigen Phase, aber jeder, der bei einem Turnier teilnimmt, sagt nicht nur: Dabei sein ist alles. Wir wollen Olympia genießen, wollen aber auch auf dem höchsten Level spielen“, so die Nationalspielerin nach dem Niederlande-Sieg. „Der Sommer ist gerettet“ Um das zu schaffen, wird sich Hrubesch Gedanken machen müssen. Wen nimmt er mit? Was braucht das Team? Wie bringt er Konstanz ins Team? Die Spielerinnen stehen in jedem Fall hinter ihm. Torschützin Lea Schüller lobte Hrubesch: „Horst gibt uns viel Vertrauen, eine extreme Sicherheit und eine Einfachheit im Spiel. Es ist simpler Fußball, den wir spielen sollen, und ich glaube, mit dem Vertrauen, das er uns schenkt, werden wir das gut umsetzen.“ Bühl baut auf seine fußballerische Qualität: „Seine Spielart basiert auf den einfachen Sachen: mutig spielen, Mentalitätsfußball, immer die hundert Prozent abliefern zu wollen und zu können.“ Hrubesch fordere, „dass wir beim Training alles mit hundert Prozent machen, und das ist wichtig, weil du darüber ins Spiel kommst.“ Mit Hrubesch haben die DFB-Frauen nach dem Vorrunden-Aus bei der WM im Vorjahr endlich wieder Erfolg. Die Niederlage im Halbfinale der Nations League gegen Frankreich am Freitag war seine erste im 13. Spiel als Bundestrainer der deutschen Frauennationalmannschaft. Gegen die „Leeuwinnen“ aus den Niederlanden ließ er wenige Tage später die Herzen der Fans wieder höherschlagen – und gab der Mannschaft Hoffnung. Um das zu erkennen, reichte ein Blick in das Gesicht von Alexandra Popp. „Ich bin unglaublich glücklich und sehr erleichtert, dass wir das Spiel zu unseren Gunsten entschieden haben“, sagte die DFB-Kapitänin im Anschluss. Der ebenfalls erleichterte Bundestrainer fand neben positiven Worten aber auch was zu mäkeln: „Wir hatten schon Möglichkeiten genug in der ersten Halbzeit.“ Gleichzeitig betonte er, dass sein Team über die Grenzen hinaus gegangen sei. Das war auch nötig, um in Paris dabei sein zu dürfen. 2021 hatte Deutschland die Teilnahme an Olympia in Tokio verpasst. Nun dürfen die DFB-Frauen auf das zweite deutsche olympische Gold nach Rio de Janeiro 2016 hoffen. Dort treffen sie unter anderem auf Weltmeister Spanien, Frankreich, die USA, Titelverteidiger Kanada, Brasilien und Kolumbien. Die Gruppenauslosung ist am 20. März. Im April dürfen Olympia-Träumereien aber keine große Rolle spielen. Denn dann steht für das Team um Torjägerin Popp der Start der Qualifikation für die EM in der Schweiz 2025 an.