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Am Dienstag beraten die deutschen Bischöfe in Fulda
:
„Bischöfe sollen Lautsprecher, keine Schalldämpfer sein“

In Fulda tagen ab Dienstag die deutschen Bischöfe auf ihrer Herbstvollversammlung. Erstmals dabei ist die neue Generalsekretärin Beate Gilles. Begleitet werden die Beratungen hinter verschlossenen Türen von Protesten der Reformgruppen.

Die Erwartungen an die Bischöfe sind wieder einmal enorm, doch fast noch höher sind die Ansprüche an die einzige Frau in der Herbstvollversammlung: Beate Gilles. Nicht einmal 100 Tage ist sie im Amt als erste Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), da wird sie bereits in Fulda mitwirken. Und natürlich hoffen viele auf zumindest neue Töne etwa in der Frage der Frauenordination. Beate Gilles ist 51, sie ist in Hückeswagen geboren, ist Theologin, Ausdauersportlerin und Spannungen nach eigenen Worten durchaus gewachsen. Doch in dieser Frage gibt sie sich erst einmal diplomatisch. Von außen, sagt sie, würde augenblicklich mehr an sie herangetragen, als sie leisten könne.

 Kritische Fragen werden in Fulda auch abseits der Bischofskonferenz gestellt: Dem BDK-Vorsitzenden Bischof Georg Bätzing werden die Ergebnisse einer kirchenkritischen Online-Umfrage übergeben, und zum Abschluss werden die Bischöfe mit einer großen Demo in Fulda verabschiedet. „Wir bleiben laut“ heißt die Demo von der Reformbewegung Maria 2.0 und der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“. Deren Sprecher, Christian Weisner, findet im Vorfeld klare Worte: „Es wird immer deutlicher, wie dramatisch die verschleppte Krise der Kirchenleitung ist. Aber warum tut sich nichts? Das Machtsystem der Kirche scheint noch in sich geschlossen zu sein und versucht alles, dieses Machtsystem auch zu erhalten“, sagt er unserer Redaktion. Nach seinen Worten sei das „ganze Procedere der Bischofskonferenz mit Beratungen hinter verschlossenen Türen ein Oldtimer-Modell. Das ist nicht die synodale Kirche, die Papst Franziskus will.“ Auch in der Frage der Frauenordination wachsen Unmut und Ungeduld: „Die Zeit, uns immer wieder zu vertrösten, ist endgültig vorbei“, so Andrea Keber von Maria 2.0.



 Die in Hückeswagen geborene Theologin Beate Gilles wird als Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda mitwirken.


Die in Hückeswagen geborene Theologin Beate Gilles wird als Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda mitwirken.
Foto: picture alliance/dpa/EPA Pool/Sascha Steinbach

 Die Vollversammlung der 68 deutschen Bischöfe ist normalerweise ein Höhepunkt amtskirchlicher Beratungen hierzulande. Diesmal aber, so scheint es, ist die Sitzung in der Schlosskirche zu Fulda eher eine Art Prolog. Denn schon Ende September wird in Frankfurt für drei Tage die Synodalversammlung zusammenkommen und über die zum Teil strittigen Reformvorschläge – etwa zur Rolle der Frau und der Macht in Kirche – abschließend diskutieren.

 Der „Synodale Weg“ wird ein Beratungsschwerpunkt in Fulda sein, und es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten um vorauszusagen, dass auch unter den deutschen Bischöfen ein beträchtlicher Diskussionsbedarf besteht. Zu unterschiedlich sind die Positionen auch unter den Würdenträgern, und zu hoch ist die Spannung, die zuletzt mit Bischof Voderholzers Initiative einer Reformbremse zusätzlich aufgeladen wurde. „Die Bischöfe müssen sich jetzt noch einmal zum Synodalen Weg bekennen“, fordert Weisner. Der sei kein „deutscher Sonderweg, sondern ein Dienst für die Weltkirche. Die Bischöfe, die noch ein Interesse an Kirche haben, dürfen nicht mehr Schalldämpfer sein, sondern müssen Lautsprecher werden“.

 Der Vatikan scheint diesen Weg in abwartender Distanz zu begleiten, wobei manche Entscheidungen aus Rom zuletzt auf wenig Verständnis stießen. Etwa die Rehabilitierung des Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der in Fulda wieder teilnehmen kann. In seiner Kölner Zeit als Personalverantwortlicher wurden ihm im Gercke-Gutachten elf Fälle von Pflichtverletzungen bei der Aufklärung von Missbrauchstaten vorgeworfen. Das aber reichte Rom nicht als Rücktrittsgrund. „Es ist ein Schlag ins Gesicht für Betroffene von sexueller Gewalt, wenn aus diesen Fehlentscheidungen keine persönlichen Konsequenzen folgen“, ließ Karin Kortmann verlauten, Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

 Fulda wird diesmal nicht nur ein Ort bischöflicher Meinungsbildung sein. Die Zeit der Vollversammlung ist auch eine Zeit besorgter Katholiken wie Carl Kau, der die Online-Umfrage initiierte und sich selbst als ein Katholik aus der Mitte der Gesellschaft begreift; wie die Frauen von Maria 2.0 und die Engagierten der Kirchenreformbewegung. „Wir halten an unserer Vision einer Kirche fest, in der die befreiende Botschaft Jesu gelebt wird, in der Gleichberechtigung, Gerechtigkeit, Glaubwürdigkeit und Liebe – auch in den Strukturen – verwirklicht sind“, sagen die Organisatorinnen der Demo. Und auch Christian Weisner betont, dass den Menschen hierzulande und auch weltweit eine moralische Autorität fehle: „Die Menschen sehnen sich doch nach einer Hoffnungs- und Solidaritätsgemeinschaft. Nur deswegen machen überhaupt noch so viele Menschen in der Kirche mit.“

Am Dom zu Fulda führt die Johannes-Dyba-Allee vorbei, benannt nach dem vor 21 Jahren verstorbenen Bischof. Die Ampelmännchen sind Bischöfe – der rote Bischof hält warnend das Kreuz in die Höhe, der grüne schreitet mit seinem Stab forsch voran.

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