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Seychellen
:
Wunder der Natur

Ob Riesenschildkröte oder größte Kokosnuss der Welt: Die Seychellen sind ein Reiseziel der Superlative – und überraschen mit einer seltenen Flora und Fauna.

Hibisken, so weit das Auge reicht, hier und da ein sanftes Tirili im grünen Dickicht, in der Luft liegt ein süßlicher Weihnachtsduft. „Zimt“, sagt Michael Jean-Louis verärgert und stapft weiter durch das üppige Grün. Über ihm ein dichtes Palmendach. An den roten Trieben seien sie zu erkennen, die Zimtbäume. Ebenso wie die Rinde duften ihre glatten Blätter, wenn man sie zwischen den Fingern zerreibt. „Früher war das Gewürz ein teures Exportgut, doch das hat sich geändert“, berichtet der Naturguide. Es breite sich überall aus und nehme den heimischen Pflanzen ihren Lebensraum. Das Problem gehe auf die Kolonialzeit zurück, als ein Großteil der Urwälder abgeholzt wurde, um Platz für Kokosnuss- und Zimt-Plantagen zu schaffen. „Wo man auch hinsieht, überall treiben neue Schösslinge aus dem feuchten Boden“, ärgert sich der 47-Jährige. Für den Praslinois sind die Pflanzenwelt und die Arbeit als Naturguide nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. „1996 habe ich zum ersten Mal eine Gruppe durch das Vallée du Mai geführt“, erzählt er. Wie viele Touren er in 23 Jahren gemacht hat, weiß er nicht. Ein paar Tausend werden es schon sein. Doch von Langweile keine Spur, dafür sei der Nationalpark viel zu spannend. Der Palmenurwald Vallée de Mai ist ein Überbleibsel aus prähistorischen Zeiten vor Millionen von Jahren, als die Seychellen noch zum Ur-Erdteil Gondwana gehörten und beheimatet bis heute den größten intakten Bestand der endemischen Seychellenpalme mit der sagenumwobenen Coco de Mer, der Meereskokosnuss. Mit einem Gewicht von bis zu 20 Kilogramm ist sie der größte und schwerste Samen der Welt.

Die endemische Palmenart, die nur auf den beiden Granit­inseln Praslin und Curieuse gedeiht, ist das Wahrzeichen des Archipels und ein bisschen wie die Seychellen selbst: verführerisch, aber wählerisch. „Während normale Kokosnüsse etwa zwei Wochen brauchen, bis sie ausgereift sind, dauert der Reifeprozess der Coco de Mer hingegen sieben Jahre“, schildert Michael. Wenn sie mit 20 zum ersten Mal blühen, paaren sich die männlichen Palmen, deren Blütenstand einem riesigen Phallus gleicht, mit den weiblichen, deren riesige Samen an einen üppigen Frauenschoß erinnern. Meist stehen die schlanken Bäume weit voneinander entfernt im Wald, und so rätselt man, wie sie wohl zueinanderkommen können. „Doch wo Liebe ist, ist auch ein Weg“, scherzt der Naturexperte. „Nachts, wenn es heftig stürmt, so sagt die Legende, ist es soweit: Die Coco-de-Mer-Palmen neigen sich zueinander, feiern Hochzeit und zeugen kleine Palmenkinder.“

Was in diesen stürmischen Nächten tatsächlich passiert, war jahrzehntelang ein großes Rätsel. Ist es der Wind oder sind es Eidechsen und Insekten, die bei der Befruchtung helfen? „Wissenschaftler gehen mittlerweile davon aus, dass Geckos am Bestäubungsakt beteiligt sind“, berichtet Michael. Damit dieser erfolgreich vonstattengeht, müssen sie sich nämlich sowohl von den nährstoffreichen Pollen des männlichen als auch vom Nektar des weiblichen Blütenstands ernähren. „Ein kompliziertes Liebesleben“, findet Michael, „kein Wunder, dass sie so selten sind.“



 Etwa 300 Aldabra-Riesenschildkröten leben auf Curieuse.


Etwa 300 Aldabra-Riesenschildkröten leben auf Curieuse.
Foto: Anna Karolina Stock

In keinem anderen Land der Welt gibt es so viele seltene Tiere und Pflanzen wie auf den 115 Seychelleninseln im Indischen Ozean. „Das liegt daran, dass der Archipel bis 1770 völlig unbewohnt war und bewahren konnte, was im Konkurrenzkampf der Evolution auf dem Festland schon lange untergegangen war“, erklärt Michael. So ist ein Spaziergang durch das Vallée de Mai, das 1983 von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt wurde, auch heute noch wie eine Reise in eine ferne Vergangenheit. Die riesigen Blätter der Seychellenpalme formen ein immergrünes Dach und tauchen den Wald in ein mystisches Dämmerlicht. Zwei schwarze Papageien, die nur dort leben, wo es die Coco de Mer gibt, trällern um die Wette. Manchmal hört man das Geschrei eines Dickschnabelbülbüls, manchmal das Geräusch einer fallenden Kokosnuss. Man würde sich nicht wundern, wenn im Dickicht des Dschungels plötzlich ein Dinosaurier auftaucht.

Wenn man es genau nimmt, dann sind nicht nur die Kokosnüsse besonders, die Seychellen sind vielmehr ein einziges Naturwunder. Alles, was woanders nur kümmerlich wächst, scheint auf den Seychellen üppig zu gedeihen. So überrascht es nicht, dass auch die heimischen Schildkröten Giganten sind. Vor allem auf der Insel Curieuse schleppen sich die mächtigen Panzertiere gemütlich schmatzend durch Dickicht und Sand. Die ehemalige Leprainsel steht heute unter Naturschutz und ist Heimat für rund 300 Aldabra-Riesenschildkröten. Ursprünglich stammen sie vom Aldabra-Atoll, das ebenfalls zu den Seychellen gehört, aber über 1000 Kilometer von den Hauptinseln entfernt liegt. Mit ihren behäbigen Schritten wirken die Aldabra-Schildkröten wie aus der Zeit gefallene, lebende Fossilien, die der Mensch Ende des 19. Jahrhunderts beinahe ausgerottet hätte. Seefahrer nahmen sie damals als Proviant an Bord, um sie bei Engpässen unterwegs zu schlachten. Dadurch verringerte sich der Bestand auf unter 1000 Exemplare. Erst als die Regierung Schutzvorschriften aufstellte, Brutplätze abschottete und den Verzehr von Schildkrötenfleisch verbot, konnte sich die Spezies erholen. Heute gibt es weltweit wieder mehr als 115.000 Aldabra-Riesenschildkröten – Tendenz steigend.

Wer als Besucher auf die sonst unbewohnte Insel Curieuse kommt, verliebt sich gleich in die gemächlichen Urzeittiere, die ihre faltigen Hälse neugierig aus dem Panzer strecken, sobald sie leckere Blätter oder süße Bananen sehen. Noch länger werden die Hälse, wenn ein Tourist mit dem Kraulen beginnt. Wie viele dieser Liebkosungen die Kolosse bereits erleben durften, ist schwer zu sagen, denn sie werden steinalt. Die älteste und berühmteste Schildkröte lebt auf der Privatinsel Bird Island, rund 100 Kilometer nördlich von Mahé. Sie heißt Esmeralda, bringt fast 400 Kilogramm auf die Waage und blickt auf rund 200 Lebensjahre zurück. Folglich stapfte sie schon durch den Dschungel, als noch die französischen Korsaren über den Archipel herrschten, erlebte die britische Kolonialzeit mit und konnte sich über die Unabhängigkeit im Jahre 1976 freuen.



 Auch die Unterwasserwelt gedeiht auf den Seychellen prächtig.


Auch die Unterwasserwelt gedeiht auf den Seychellen prächtig.
Foto: Anna Karolina Stock

Den weiblichen Namen hat das männliche Tier übrigens zur gleichen Zeit bekommen. „Schildkröten waren damals einfach immer weiblich“, erklärt Guy Savy, Eigentümer von Bird Island. Genauso wie Hunde immer männlich waren. Nur Wissenschaftler hätten sich für das genaue Geschlecht interessiert. So oder so, der Irrtum scheint Esmeralda nicht geschadet zu haben. Trotz seines Namens kann sich das Reptil bis heute über einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde als schwerste Schildkröte der Welt erfreuen.

Nach einer Exkursion durch das Vallée de Mai mit Michael als Tourguide ist man mit hoher Wahrscheinlichkeit nass. Entweder vom schweißtreibenden Marsch oder vom Regen, der nach ein paar Tagen Eingewöhnung schon gar nicht mehr stört. Denn selbst nach dem schlimmsten Wolkenbruch ist der Himmel über den Seychellen schon nach zehn Minuten wieder klar, die Sonne brennt und die buckeligen Granitfelsen an den Stränden erstrahlen in ihrem charakteristischen Rötlich bis Grau.

„Regen ist allgegenwärtig in dieser Gegend des Indischen Ozeans“, berichtet Michael. Und das sei auch gut so. Ohne die regelmäßigen Niederschläge wäre die Vegetation nicht so üppig und die tropischen Vögel würden woanders Unterschlupf suchen. Doch weil sich der Regen in Reisekatalogen nicht so gut macht, sind viele Urlauber irritiert, wenn sie ihre erste Ladung abbekommen. „Dabei ist es doch logisch“, sagt der Guide und lacht, „ohne Regen sähe es hier so karg und trostlos aus wie auf Lanzarote oder Teneriffa.“

Die Reise wurde vom Seychelles Tourism Board und dem Acajou Beach Resort Seychelles unterstützt.

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